Distale Bizepssehnenruptur

Klinisches Bild

  • Meist handelt es sich um einen Abriss der Sehne vom Radius (hinterer Teil des Ellenbogens).
  • Akuter Schmerz bei der Verletzung, oft mit einem „Knall".
  • Schwellung und Hämatom am vorderen Oberarm und Ellenbogen.
  • Kraftverlust hauptsächlich bei der Supination des Unterarms und sekundär bei der Ellenbogenbeugung.
  • Deformität mit dem sogenannten "reverse Popeye-Zeichen" (der Muskelbauch verschiebt sich nach oben).
Distale Bizepssehnenruptur

Diagnose

  • Klinische Untersuchung: Unfähigkeit zur Supination, Schmerzen bei der Beugung.
  • Spezielle Tests (z.B. Hook-Test).
  • Bildgebung: Ultraschall oder MRT zur Bestätigung und Beurteilung der Ruptur (vollständig oder partiell).

Therapie

  • Konservative Behandlung: bei älteren oder wenig aktiven Patienten; umfasst Physiotherapie, Kräftigung der Ersatzmuskeln, Analgesie.
  • Operative Rekonstruktion: empfohlen für jüngere und aktive Patienten, Sportler oder solche, die Kraft/Supination im Ellenbogen benötigen (Beruf oder Sport). Der Eingriff erfolgt durch Refixation der Sehne am Radius mit Ankern oder Schrauben.

Für die operative Rekonstruktion der distalen Bizepssehnenruptur gibt es zwei Haupttechniken:

Operative Techniken der Bizepssehnenruptur

1. Einschnitt-Technik (Single-Incision)

  • Vorderer Schnitt am Unterarm, nahe dem Radius.
  • Die Sehne wird identifiziert und gereinigt, eine Öffnung im Radius (Radiale Tuberositas) wird geschaffen.
  • Die Sehne wird mit speziellen Ankern, Knöpfen (Endobutton) oder Interferenzschrauben fixiert.
  • Vorteil: geringerer operativer Schaden, besseres ästhetisches Ergebnis.
  • Nachteil: höheres Risiko einer Verletzung des Nervus radialis oder seiner Äste.

2. Zwei-Schnitt-Technik (Double-Incision, Boyd–Anderson)

  • Erster vorderer Schnitt zur Identifikation der Sehne.
  • Zweiter posterior-medialer Schnitt am Unterarm für den Zugang zum Radius.
  • Die Sehne wird am Radius mit Nähten oder Knochentunneln fixiert.
  • Vorteil: anatomischere Fixation, reduziertes Risiko einer Nervenverletzung.
  • Nachteil: Möglichkeit heterotoper Ossifikation oder Einschränkung der Pronation.

👉 Heute bevorzugen viele Teams die Einschnitt-Technik mit Endobutton, da sie gute funktionelle Ergebnisse und eine schnellere Rehabilitation bietet.

Postoperativ: zunächst Ruhigstellung und schrittweise Rehabilitation mit Physiotherapie.